„Die erste Liebe“ - Interpretation
In der Kurzgeschichte „Die erste Liebe“ von R. Eppler das Problem zwischen Eltern und Kindern in der Teenagerzeit beschrieben. In dieser Phase des Lebens fangen die Kinder an auf eigenen Beinen zu stehen und lernen dabei auch ihre erste Liebe kennen. So auch in dieser Kurzgeschichte.

Christine ist 17 Jahre und ein sehr hübsches junges Mädchen. Sie führt noch ein sehr gutes Verhältnis mit ihren Eltern, was manch einen sehr ungewöhnlich vorkommen mag. Doch plötzlich bleibt sie sonntags nicht mehr zu Hause, besucht auch ihre Freundin Helga nicht, nutzt die Ausgangserlaubnis bis zur letzten Minute und schminkt sich auffällig mehr, als zuvor. Der Vater macht sich sehr große Sorgen, als Chris, so wird sie von ihren Eltern auch genannt, an einem Sonntag um 11 Uhr abends noch nicht zu Hause ist. Er macht sich auf die Suche nach ihr und findet sie schließlich im Park, eng umschlungen mit einem Jungen. Doch anstatt sie mit nach Hause zu nehmen, geht er zurück und sagt seiner Frau, dass sie beruhigt ins Bett gehen kann. Der Vater macht sich aber solche großen Sorgen, dass er Christine eine Geschichte schreibt. Diese handelt von einem unreifen jungen Apfel, der sich in die weißen Zähne des Briefträgers verliebt hat. Der Apfel versucht alles, ohne auf die Warnungen der anderen Äpfel zu hören, für den Briefträger reifer auszusehen. Als es ihm mit einem Trick gelingt und der Briefträger vom Apfel abbeißt, spuckt er ihn gleich wieder aus, weil er sehr sauer geschmeckt hat. Nun liegt der Apfel, schon braun, auf der Straße und noch nicht einmal die Wespen und Fliegen trauen sich an ihn heran. Als Christine nach Hause kommt, denkt sie, dass sie Ärger bekommen wird, findet aber nur diese Geschichte. Nachdem sie sie gelesen hat, weiß Chris, dass ihr Verhalten gegenüber den Eltern falsch war, geht zu ihnen und möchte ihnen ihren Freund Peter in der nächsten Woche einmal vorstellen

Beim Lesen merkt man, wie besorgt die Eltern um ihre Tochter noch sind und nicht begreifen können, wie groß ihre Chris eigentlich schon ist (Z. 2-3, 13-14, 8-10). Aber ich denke Christine ist schon alt genug, um zu wissen, was sie tut. Ihre Eltern können sie ja nicht ewig in einen goldenen Käfig sperren und die Realität vor ihr verbergen. Schließlich muss sie ihre eigenen Erfahrungen sammeln. Christine ist so auch ständig einem gewissen Druck ausgesetzt und weiß so nicht, wie sie ihren Eltern erklären soll, dass sie nun einen Freund hat. Aus Angst geschimpft zu werden, verheimlicht sie ihnen Peter lieber. Als der Vater heraus bekommt, dass sie einen Freund hat, hätte er doch auf seine Tochter zugehen können. Er tat es aber nicht, was ich irgendwie nicht verstehe. Mein Vater hätte mich sicher gleich mit nach Hause genommen und mich erst einmal gefragt, ob ich denn die Uhr nicht kenne und wer das im Park überhaupt war. Doch er geht zurück nach Hause, sagt seiner Frau, dass sie ganz beruhigt ins Bett gehen kann und schreibt aus Sorge um seine Tochter eine Geschichte für sie (Z. 18-19). Er weist mit dieser Geschichte auf die Gefahren der ersten Liebe hin und versucht sie Christine so näher zu bringen. Ganz am Anfang der Geschichte versucht er mit der Textstelle „… verliebt in die weißen Zähne des Briefträgers.“ (Z. 21), zu sagen, dass man nicht nur die Bestaussehenden nehmen soll, denn die können einen auch auf die Nase fallen lassen, besonders wenn es die erste Liebe ist. Mit „Wenn die alten Äste, die viele Jahre Erfahrungen…“ (Z.22), möchte der Vater erklären, wie wichtig es ist auch einmal auf den Rat von Älteren zu hören. Sie haben nämlich oftmals mehr Erfahrungen in diesen Situationen. Er versucht seiner Tochter auch klar zu machen, dass man sein Wahres Ich nicht durch Schminke usw. verbergen muss, nur um geliebt zu werden, denn das kann oft böse enden, wenn andere herausfinden, dass man überhaupt nicht der ist, für den man sich ausgibt. Dies versucht er ihr mit den Textstellen „… gelang es dem Äpfelchen, eine Wange … so das einseitig die rechte Reifefarbe bekam.“ (Z. 28-29), „ Auf diesen Trick fiel der Briefträger glatt herein.“, „ Aber dann spuckte der Briefträger und warf das Äpfelchen auf die Straße.“ (Z. 31-32), „Ein Junge kam, spielte Fußball mit ihm.“ (Z.33) und „… da war es braun und faulig geworden, so dass selbst Wespen und Fliegen … spottend weiterflogen.“ (Z. 34-36), deutlich zu machen. Der Vater hätte die Geschichte vielleicht nicht einfach auf den Küchentisch legen, sondern ihr sie persönlich geben sollen. So hätten sie gleich über das anfallende Thema sprechen können. Beim Einschlafen denkt der Vater ja selber darüber nach, ob er das auch alles so richtig gemacht hat (Z. 38). Als Chris sehr spät nach Hause kommt, denkt sie, dass sie Ärger bekommen wird (Z.39), doch so ist es aber nicht ´, was sie vorfindet ist eine Geschichte auf den Küchentisch (Z. 40). Als sie diese liest, merkt Chris welchen großen Fehler sie gemacht hat (Z.40-41). Lange überlegt sie, was sie tun soll, schließlich klopft sie doch am Elternschlafzimmer an und fragt höflich, ob sie schon schlafen (Z. 42-43). Chris sagt ihnen, dass sie sie sehr lieb hat und sie gar nicht holzig seien und sie selbst auf sich aufpassen werde (Z. 43-45). In diesem Zusammenhang möchte Chris ihren Eltern in der nächsten Woche einmal ihren Freund Peter vorstellen (Z. 46).

Ich finde Christine hat richtig reagiert und gewusst welchen Fehler sie gemacht hat und versucht ihn gleich wieder gut zu machen, indem sie auf die Eltern zugegangen ist. Aus solchen Fehlern lernt man, sammelt seine eigenen Erfahrungen und weiß dann, wie man es beim nächsten Mal richtig macht. Wenn die Geschichte weitergehen würde, endet sie so, dass auch die Eltern ihren Fehler eingestehen, der Tochter und deren Freund mehr Freiraum lassen und mehr zutrauen würden. Der Autor R. Eppler möchte mit dieser Geschichte darauf hinweisen, wie wichtig es ist immer ehrlich zueinander und dass man auch einmal auf die Ratschläge der älteren Generationen hören sollte, schließlich haben sie schon ihre Erfahrungen gesammelt und waren selber einmal so alt, wie Christine jetzt. Alles in allem ist es dem Autor sehr gut gelungen, dies so hervorzuheben.

Mir hat diese Geschichte sehr gut gefallen, denn wenn man selbst einmal in einer ähnlichen Situation war, weiß man, wie sich Christine gefühlt haben muss, nämlich einsam und mit ihren Problemen alleine gelassen, bei denen ihr so gut wie niemand helfen konnte. Solch eine Situation zeigt auch, wie wichtig es ist viel miteinander zu reden, denn nur so kann man eine Vertrauensbasis aufbauen. Diese Kurzgeschichte hat mir auch deswegen so gut gefallen, weil man sie gleich beim ersten Lesen verstanden hat, ohne sie mehrmals lesen zu müssen. Zum Beispiel konnte man schon ab der 6. Zeile eine Parallele zur Überschrift finden. Denn wer geht schon jeden Sonntag alleine durch den Park, eigentlich kann es nur eine Ausrede für ein Geheimnis sein. Vor allem, wenn es jeden Sonntag so ist und sie auch noch die Ausgangserlaubnis bis zum Ende ausnutzt. Wenn man diese Dinge logisch erfasst, weiß man, dass Christine ihren Eltern einen Freund verheimlicht.


von Maria


 


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