Die Truman Show

Worum geht es in dem Film / Aussage?

In dem Film „The Truman Show“ geht es um die Konfrontation zweier Welten, eines künstlichen, von Filmemachern erfundenen Lebens, an dem ein Millionen- Publikum in Form der Fernseh- Zuschauer teilnimmt, und des wirklichen Lebens, das auf den Zuschauer und den Regisseur als einzig voyeuristische Variante des Lebens reduziert wird. Der von nichts ahnende Truman Burbank wächst unter ständiger Beobachtung in der für ihn geschaffenen Welt auf. Sie besteht aus einer idyllischen Kleinstadt, in der 365 Tage im Jahr strahlender Sonnenschein herrscht und ewig lächelnde Bilderbuchfiguren leben. Dieses künstliche Leben, die Irrealität, ist das schöne, gefahrlose, an dem sich das Publikum ergötzen kann (Soap), das wirkliche Leben ist gefahrvoll und unberechenbar.

Der Regisseur ist der eigentliche Vater von Truman. Er löschte seine leiblichen Eltern aus und wurde Adoptivvater. Er erschuf ihn und seine Welt in ihrer ganzen Pracht und Künstlichkeit. Wie man am Ende des Films sehen bzw. hören kann, spricht er aus dem Off zu Truman. Er übernimmt die Rolle des Schöpfers, des Gottes.

Als Truman jedoch zu ahnen beginnt, dass etwas in seinem synthetischen Leben nicht stimmt, da sich merkwürdige Ereignisse abspielen, entscheidet er sich für die Flucht. Sein Ziel: Fidschi. Um ihn aufzuhalten, greift der Regisseur zu technischen Hilfsmittel. Es wird Einfluss auf Leben und Tod genommen. Truman wurde im Studio geboren... und wird, wenn es sein muss, auch im Studio sterben.

Beide Welten sind durch eine Tür verbunden. Man muss, kann sich für eine Welt entscheiden, indem man durch die Tür geht. Der Protagonist (Jim Carrey) entscheidet sich für die Realität, obwohl viele insgeheim gehofft haben, dass er in seiner Scheinwelt weiterlebt, damit alle daran teilhaben können.

Man kann das Konzept der Show mit dem der bei uns populären Show „Big Brother“ vergleichen. Es ist eine absolut kommerziell angelegte „Reality-Soap“, in der die Personen der totalen Öffentlichkeit ausgeliefert sind. Sie haben keinerlei Privatsphäre mehr. Jedoch wissen bei Shows wie „Big Brother“ die Menschen, worauf sie sich einlassen. Truman wurde über 30 Jahre lang „betrogen“!

Filmanalyse
In der Reihenfolge der Bilder / Bildabfolge

Am Anfang werden die Hauptpersonen per Großeinstellung gezeigt. Sie dient in den Interviews zur Identifikation. Der Regisseur, Trumans „Frau“ und sein „bester Freund“ nehmen Stellung zur Show.

Da die Kameras (über 5000 Stück) meist fixiert in einem Versteck angebracht sind oder die Schauspieler kleine, versteckte Kameras mit sich herumtragen, hat man als Zuschauer das Gefühl mitten drin zu sein und alles zu beobachten. Wenn Truman morgens aus seinem Haus zu Arbeit geht, begegnen ihm verschiedene Personen. Zum Beispiel wird die Froschperspektive bei dem Hund angewendet. Der Hund schaut also zu Truman empor, dies zeigt eine unterwürfige Haltung oder auch Bedrohlichkeit. Bei dem Zwillingspärchen, welches Truman jeden Morgen trifft, wird die Vogelperspektive benutzt, um Trumans Überlegenheit als Versicherungskaufmann zu zeigen. Außerdem wirken sie so noch kleiner, als sie sowieso schon sind.

Da durch den Film hindurch viele Groß- und Nahaufnahmen benötigt werden, wird die amerikanische Einstellung als Vermittler zwischen Nah und Fern häufig angewendet. Sie ist der Übergang von der Nähe zur Distanz. Diese Einstellung wird zum Beispiel bei dem Kiosk oder bei sämtlichen Ortswechseln deutlich.

Die verschiedenen Schnitte gehen kaum einmal weich ineinander über, sondern folgen besonders hart aufeinander. So werden z.B. auch Frosch- und Vogelperspektive hart geschnitten und direkt aneinander gesetzt.

Immer wieder fiel mir auf, dass die Kamera als ein runder Kreisausschnitt verwendet wird. Es entsteht der Eindruck, als wenn man durch ein Fernglas alles ganz genau beobachtet (Voyeurismus).

In der „Regenszene“ wird Truman als Individuum dargestellt. Man sieht ihn hilflos unter einer Regensäule stehen. Die Einstellung ist Halbnah.

In vielen Szenen spielen die Details eine große Rolle (Buttons, Hände etc.) Meist stellen sie die Sicht Trumans dar. In Dialogen verwendet man häufig die subjektive Kamera. Sie übernimmt die Perspektive einer Person, das heißt die Sehsicht und gesehene Sicht. Als Zuschauer ist man emotional am Geschehen beteiligt.

Der Beobachter spürt die Spannung der voyeuristischen Sichtweise, die immer durch etwas durchsehen muss, ob nun Gardinen, Zäune oder Drahtscheiben und Spiegel die Brechung ausmachen.

In den meisten Einstellungen ist eine dreidimensionale, räumliche Perspektive vorhanden. Die Figuren bzw. Schauspieler kommen aus dem hinteren Raum (Tür, Krankenhaus: Flur etc.) in den Vordergrund. Oder vorne steht ein Gegenstand und erst dahinter spielt sich die räumliche Handlung ab. Die Schrägsicht verstärkt die räumliche Tiefe.

Die unnatürlichen Reihungen der Personen (zum Beispiel im Bus) wirken sehr künstlich und wie ein Schachbrett. Auch die Naturaufnahmen sehen unnatürlich und künstlich aus. Es ist ein katalogisiertes Leben. Künstlich gemacht und verkäuflich. Da es natürlich nicht möglich ist, Werbepausen einzublenden, halten die Schauspieler bestimmte Gegenstände in die Kamera und erzählen über die Vielfalt dieser Produkte. Außer Truman ist also wirklich nichts echt. Gegen Ende des Films erfolgt sogar der Höhepunkt der Künstlichkeit: der Mond wird als Scheinwerfer benutzt...

Ab und zu ist die Handlung etwas verwirrend und unklar. Das liegt daran, dass es eine anachronistische Szenensetzung gibt. Immer wieder werden Rückblicke aus Trumans Jugend gezeigt.

Bemerkenswert finde ich, dass alle Stilmittel konsequent im Wechsel durchgehalten werden.

June van Frannt 2004



 


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