Bürgermeister Anna - Die Rolle der Frau in der Nachkriegszeit

verschiedene Ansichten aus der Kurzgeschichte
„Bürgermeister Anna“ von Friedrich Wolf




Die traditionelle Rolle der Frau in der Nachkriegszeit bestand darin, als Hausfrau zu arbeiten, d.h. Mutter zu sein und den Haushalt zu versorgen.
Der Mann dagegen versorgte die Familie durch äußerhäusliche Erwerbstätigkeit.
Wie auch in der Geschichte erkennbar bezeichnet der Mann, Jupp, die Tätigkeit der Frau als Bürgermeister, als Unsinn. Er bezeichnet ihre Ernennung zur Bürgermeisterin also „technische Nothilfe“. Er geht davon aus, dass sie ihr Amt niederlegen wird, wenn die Beiden heiraten und behauptet zudem, dass „ja wohl Jeder“ ihre Arbeit machen könnte. Es sein „keine Weibersach’ “.
Die untergeordnete Rolle der Frau in seiner Sichtweise wird zusätzlich durch seine Aussagen: „Mich wird niemand mehr kommandieren, erst recht kein Weiberrock“(Z. 83) und „Wollen sie sehen wer hier Meister ist?“(Z. 91).
Er kommt vom Krieg nach Hause und erwartet eine Frau die ihn bekocht und pflegt. Er scheint die Nase voll vom krieg zu haben.
Diese Ansichten wurden damals noch dadurch verstärkt, dass z.B. ab 1957 der Frau das Recht auf Arbeit nur dann gewährt war, wenn dies mit ihren Pflichten als Haus-, Ehefrau und Mutter vereinbar war. Ein anderes Beispiel ist das Zölibat (Heiratsverbot) für Lehrerinnen, was bis in die fünfziger Jahre in Kraft war. Die Hausfrauentätigkeit stand also im Vordergrund.



Die Rolle der Frau als Arbeitskraft in der Nachkriegszeit, ist vor allem dadurch entstanden, dass viele Ehemänner, Väter, Brüder oder Söhne als Soldaten im Krieg gekämpft hatten und danach arbeitsunfähig oder gefallen waren. Für den Unterhalt der Familie mussten in diesem Fall die Frauen sorgen.
Die Frau in dem text „Bürgermeister Anna“ scheint ein Ähnliches Schicksal gehabt zu haben, da sie während der Abwesenheit ihres Mannes in mehreren Fabriken und anderen Stellen gearbeitet hat. Das sie nicht die Einzige war, die diesen Weg gehen musste, erkennt man an ihrer aussage: „[…] überall standen die Mädels in langer Schlange, wartend, mit harten Ellenbogen.“(Z. 50).
Die „harten Ellenbogen“ zeigen zusätzlich, dass durchaus körperliche Arbeit auf der Tagesordnung dieser Frauen stand.
Durch diese Lage in die viele Frauen in der Nachkriegszeit gerieten, entwickelte sich ein alltägliches Bild von außerhäuslich Arbeitenden Frauen.

In dieser und den nächsten Generationen entwickelte sich daraus das Bedürfnis der Frauen, neben Ihren Ehemännern ebenfalls Berufstätig zu sein, oder eine Ausbildung zu machen. Die Töchter wollten unabhängiger sein und nicht das proletarische Schicksal ihrer Mütter erleiden.


von Nils Vahle


 


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