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Vorschlag (Günter Kunert) |
Ramme einen Pfahl in die dahinschießende Zeit. Durch deine Hand rinnt der Sand und bildet Formlosigkeiten, die sogleich auf Nimmerwiedersehen in sich selbst einsinken: vertanes Leben.
Was du nicht erschaffst, du bist es nicht. Dein Sein nur Gleichung für Tätigsein: Wie will denn, wer nicht Treppen zimmert, über sich hinausgelangen? Wie will heim zu sich selber finden, der ohne Weggenossen?
Hinterlass mehr als die Spur deiner Tatze, das Testament ausgestorbner Bestien, davon die Welt übergenug schon erblickt.
Ramme einen Pfahl ein. Ramme einen einzigen, einen neuen Gedanken als geheimes Denkmal deiner einmaligen Gegenwart in den Deich gegen die ewige Flut.
Quelle: Günter Kunert: Gedichte. Stuttgart: Reclam 1987
Wir beschäftigen uns mit dem "Vorschlag". Günter Kunert möchte, dass man in der Zeit nach 1945 nicht nur irgendwelche Vorschläge macht, sondern auch "vorher schlägt". Wir teilen das Gedicht in Vorderung und Erklärung ein.
Ramme einen Pfahl in die dahinschießende Zeit. Durch deine Hand rinnt der Sand und bildet Formlosigkeiten, die sogleich auf Nimmerwiedersehen in sich selbst einsinken: vertanes Leben.
Was du nicht erschaffst, du bist es nicht. Dein Sein nur Gleichung für Tätigsein: Wie will denn, wer nicht Treppen zimmert, über sich hinausgelangen? Wie will heim zu sich selber finden, der ohne Weggenossen?
Hinterlass mehr als die Spur deiner Tatze, das Testament ausgestorbner Bestien, davon die Welt übergenug schon erblickt.
Ramme einen Pfahl ein. Ramme einen einzigen, einen neuen Gedanken als geheimes Denkmal deiner einmaligen Gegenwart in den Deich gegen die ewige Flut.
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